Gedanken benennen - Abstand aufbauen

27.08.2019

Eine regelmäßige Yoga- und Meditations-Praxis ist gleichzeitig auch Werkzeug für Achtsamkeit, um schneller und leichter zu erkennen, was in uns vorgeht.

Füße spüren, Atem bewusst erleben und Kontakt zum eigenen Körper herstellen, sind einfache Techniken, die uns helfen, Konzentration aufzubauen und den Gedankenstrom zu durchbrechen, um - auch nur für ein paar Augenblicke - bewusst im gegenwärtigen Moment anzukommen. Ist das Ankommen gelungen, geht es darum, die Achtsamkeit dafür aufrecht zu erhalten und in wertfreier Neugierde und Offenheit zu verweilen. Das mag an manchen Tagen sehr herausfordern, vor allem dann, wenn starke Emotionen, hämmernde Gedanken, Sorgen, Ängste, Erinnerungen präsent sind. Oft entsteht dabei das Gefühl, keinen Ausweg aus diesen Gedanken und Bildern zu finden, und erst recht ist scheinbar kein Weg in Sicht, um sich von diesen Geistesregungen abzuwenden und stattdessen nur Körper und Atem zu beobachten.

In solchen Momenten gilt es, sich nicht selbst für die Gedankenfülle und - unruhe zu verurteilen, sondern vielmehr damit zu arbeiten: Wir können genau diese Gedanken und Emotionen zu unsrem Konzentrationsobjekt machen und versuchen, aufmerksam die einzelnen Bilder, Empfindungen, Regungen zu beobachten und ABSTAND dazu aufzubauen.
Das BENENNEN und KATEGORISIEREN von Gedanken ist eine mögliche Technik dafür.
Dabei reichen drei grobe Schlagwörter aus: proben (in Gedanken mögliche Situationen durchspielen), wiederkäuen (Erlebtes immer wieder durchdenken), katastrophieren (ausmalen, was alles passieren könnte). Diese drei Verben umschreiben eine Vielzahl der Gedankenströme, die im Laufe eines Tages in uns ablaufen. Diese drei Kategorien dienen uns als Werkzeug, um aufmerksam bei den Gedanken zu verweilen und diese, so wie sie vor Augen ablaufen, zu benennen. Statt auf den Gedanken selbst einzugehen, benennen wir ihn intuitiv mit einem der (drei) Schlagwörter und bauen so Abstand dazu auf. Entscheidend dabei ist, sich auf die eigene Intuition zu verlassen und schnell zu kategorisieren, um sich nicht in der Analyse des Gedankens für eine mögliche Benennung zu verkopfen. So wie wir am Straßenrand stehen und die Farbe der vorbeifahrenden Autos nennen, so stehen wir abseits des Gedankenstroms und benennen die einzelnen Bilder und Regungen. Statt der Farben verwenden wir Kategorien. So lässt sich Abstand aufbauen, der hilft, weniger auf die einzelnen Gedanken einzugehen und es gelingt auch, die Tendenzen des Geistes bewusster zu erkennen. Wahrzunehmen, ob bestimmte Kategorien vermehrt auftreten, wir immer wieder zu einem Gedanken zurückkehren und woran wir voll Aufmerksamkeit und Bewusstsein arbeiten können / was wir für uns lösen wollen. Die genannten Verben sind mögliche Kategorien. Natürlich kann jeder für sich selbst drei bis vier Schlagwörter zur Benennung der Gedanken wählen.
Diese einfache Technik der Achtsamkeit und Bewusstseinsbildung braucht, wie vieles, regelmäßige Übung. Je öfter es uns gelingt, die Gedanken bewusst zu erkennen und voll Abstand zu klassifizieren, desto größer wird die Freiheit von den oft tosenden, reißenden Gedankenströmen, die manchmal fast überwältigen. Wir schaffen Raum zwischen ihnen und unserem wahren Selbst, erkennen, dass diese vorbei ziehen, wie Wolken am Himmel oder Autos auf der Straße und wir ganz bei uns selbst ankommen.
Probiere es aus, nimm dir Zeit für dich und deinen Atem, kehre den Blick ins Innere, beobachte aufmerksam und baue Abstand auf zu deinen Gedanken, indem du sie wertfrei kategorisierst und finde so mehr Ausgeglichenheit, Ruhe und Gleichmut in dir selbst.

Du möchtest regelmäßig meditieren und deine Yoga Praxis vertiefen, um Abstand zu deinen Gedanken und Empfindungen aufzubauen? Entdecke meine wöchentlichen Yoga-Asana- und Meditationsklassen, komm vorbei und schaffe Raum zwischen dir selbst und deinen Gedanken, um mehr Wohlbefinden und mentale Freiheit zu finden!